3. How do you know? Globale Perspektiven der Kulturkritik
- Created by: LauMarPel
- Created on: 17-01-21 12:06
Kultur und Kolonie
Gleicher Wortstamm (lat. colere: pflegen, erziehen, anbauen)
1. Beziehungsgeschichten
Gegenseitige Durchdringung kolonialer, wissenschaftlicher und kultureller Diskurse
Verschränkung lokaler und globaler Geschichten - westliche Welt hat sich nie unabhängig entwickelt
"Entangled Modernities" (Shalini Randeria): Verwobene Modernen:
- Geteilte Geschichten: am oberen und unteren Ende von kolonialen Hierarchien, von Zentrum und Peripherie
- Überall auf der Welt ist Lokales mit Elementen globaler Reichweite verwoben -> alle Geschichten sind "Beziehungsgeschichten" (E. Said)
Im Fokus:
- Rückwirkung des kolonialen Zeitalters auf europäische Ideen und Vorstellungswelten
- umfassende Bedeutung der außereuropäischen Welt für die Entwicklung eines westlich-bürgerlichen Selbstverständnisses von "Modernität"
- die ideele/geistige Sicht der Dinge
- Methode: kontrapunktische Lektüre (E. Said): gegen den Strich lesen
2. Europäische Expansion und die Erfindung der "Moderne"
Europäische Expansion 15./16 Jh.
1492: "Entdeckung" Amerikas -> Ausgangspunkt und politisch-ökonomisches Fundament der europäischen Entwicklung
Koloniale Eroberungen ind Süd- und Mittelamerika, transatlantischer Sklavenhandel, Plantagenwirtschaft, "Dreieckshandel"
Technisierung, wachsender Wohlstand in Europa durch Luxusgüter aus Übersee, Plünderung natürlicher Ressourcen, Sklavenarbeit
größte Kolonialmächte bis zum 18. Jh.: Spanien, Portugal, England, Frankreich, Holland
Das Janusgesicht der Aufklärung im 18. Jh.:
Aufklärung als Synonym für moderne, kritische Geisteshaltung: Voltaire, Diderot, Rousseau, Kant,...
Kant: Befreiung Europas aus "selbstverschuldeter Unmündigkeit" -> Befreiung des Bürgertums von Kirche und Adel
1789: Französische Revolution -> Motto: Freiheit, Gleichheit, Bürgerlichkeit -> seitdem stehen die westlichen Werte für die eigene Modernität. Der Westen ist ein Modell von Zivilisation und Fortschritt.
Idee von Humanität und Humanismus
Rückseite der Geschichte: Kolonien
Die Aufklärung steht bis heute für sämtliche Errungenschaften des Abendlandes
Rassismus in vielen Schriften der Aufklärung, z.B. auch bei Kant und Hegel -> lange bagatellisiert und ausgeblendet
Eurozentrismus und seine Grundannahmen
1. Moderne Geschichte als Ausbreitung westlicher Errungenschaften des Kapitalismus und seiner Kultur
2. Europäisch-westliche Entwicklung als überlegen, unabhängig und eigenständig, komplexe Wechselwirkungen und Abhängigkeiten werden ausgeblendet
Aus antikolonialer Perspektive zeigt sich ein historisches Paradox:
- Befreiung und Aufschwung Europas = Kolonialisierung der außereuropäischen Welt
- Inhumane Kehrseite der Aufklärung wird durch Denker wie Diderot, Voltaire, Rousseau kritisiert, gerät aber durch forcierte Kolonilisierung aus dem Blick und wird zur gesellschaftlichen Normalität. -> Streitschriften zielen aber meist nicht auf Abschaffung gesellschaftlicher und kultureller Ungleichheit ab
Kapitalistische Industrialisierung und wissenschaftlicher Rassismus im 19./20. Jh.
- Aufschwung von Wissenschaft und Technik
- Glaube an Fortschritt, Naturwissenschaft und Technik und entsprechende Forschungsmethoden (-> positivistische Wissenschaftsauffassung)
- großer Bedarf an Rohstoffen, Absatzmärkten und billiger Arbeitskraft
- forcierte Kolonialisierung
- Rassistische Theorien gewinnen an Verbreitung, Rassismus wird zum zentralen Element kolonialer Herrschaft und Ideologie
- grenzenlose Brutalität der Europäer, genügend Selbstzeugnisse (z.B. Karl Peters, der ganze Dörfer zerstörte)
Wissenschaftlicher Rassismus:
Rassistische Theorien wurden erfunden und pseudowissenschaftlich begründet
Robert Knox: Vortragsreihe "Race of Men" (1850) -> Ungleichheit mit anatomischen Untersuchungen an einer einzigen Person begründet
Arthur de Gobineau über "Die Ungleichheit der Menschenrassen" (1853) -> über die Schändlichkeit von Mischehen
Anthropologische Gesellschaft London 1863: "On the Negroes Place in Nature"
Rassismus wurde zum zentralen Element der kolonialen Ideologie -> das "Verschwinden unterlegener Rassen" (Darwin) wird zum Naturgesetz erklärt -> "Schwachen werden von Starken verschlungen" (William Winwood in "Savage Africa", 1864)
Chinua Achebe (1930-2013): Rassismus als Rechtfertigungsideologie -> Kolonialismus was ein Verbrechen, deswegen…
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